(Re)Inventing the Fuel Station - Max Hofmeister

(Re)Inventing the Fuel Station - Max Hofmeister

Termin

19.09.2025

(NEU-)ERFINDUNG DER TANKSTELLE

Der Klimawandel und der anhaltende gesellschaftliche Wandel stellen nicht nur Herausforderungen dar, sondern bieten auch kreative Möglichkeiten, unsere Zukunft zu gestalten. Design kann als eine Form der Zukunftsforschung dienen – beginnend im Hier und Jetzt

Inmitten einer sich wandelnden gesellschaftlichen Dynamik – angetrieben durch die Klimakrise, die Digitalisierung und den demografischen Wandel – verändert sich die Art und Weise, wie wir uns in unseren Städten fortbewegen, grundlegend. Ab 2035 dürfen in der Europäischen Union nur noch emissionsfreie Neufahrzeuge zugelassen werden. Infolgedessen wird ein Großteil der Infrastruktur, die rund um Verbrennungsmotoren aufgebaut wurde, überflüssig werden. Damit wird auch eine erhebliche Reduzierung der städtischen Tankstellen einhergehen1. Ihre Relevanz muss daher hinterfragt und neu gedacht werden.

Welche Rolle kann die Tankstelle in einer sozial-ökologischen Transformation spielen? Die Aufgabe oder der Abriss dürfte das wahrscheinlichste Zukunftsszenario sein. Das würde das Ende der Tankstelle als Typologie und sozialer Treffpunkt und das Verschwinden einer einst zentralen städtischen Infrastruktur bedeuten.

Aber welche alternativen Zukunftsnarrative können wir heute schaffen?

Die Tankstelle in der Marienstraße 108 in Hannover dient als Fallstudie für diesen Wandel. Durch die Auseinandersetzung mit zukunftsorientiertem Denken, laufenden gesellschaftlichen Veränderungen und Megatrends wie neuer Mobilität und neuen Arbeitsformen wird die Umgestaltung der Tankstelle als kreative Chance betrachtet.

Die Tankstelle der Zukunft definiert sich neu als öffentliche Servicestation innerhalb des städtischen Gefüges, die sich der Entwicklung und Umsetzung von Ideen für eine nachhaltige Zukunft durch transdisziplinäre Zusammenarbeit widmet. Sie fungiert als Infrastruktur für Wissensaustausch und Informationsfluss. Sie wird zu einem kollaborativen Arbeitsraum, der in die Nachbarschaft eingebettet ist, zu einem greifbaren Anker in einer zunehmend digitalen und individualisierten Welt.

Das öffentlich zugängliche und überdachte Erdgeschoss bietet Platz für eine Gemeinschaftswerkstatt. Wo einst Zapfsäulen standen, findet man nun eine Infrastruktur zum Ausleihen von Werkzeugen, zum Aufladen von E-Bikes und zum Anschließen digitaler Geräte. In diesem urbanen Labor kommen Menschen zusammen, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten – offen, zugänglich und so sichtbar wie einst die Zapfsäulen

Über den Preisträger

Max Hofmeister studiert im Master Architektur und Städtebau an der Leibniz-Universität Hannover. Seit Beginn des Studiums interessiert er sich für die gesellschaftliche Verantwortung von Architektur, insbesondere im Hinblick auf gegenwärtige und zukünftige Transformationsprozesse im städtischen und ländlichen Raum. Hierzu konnte er bereits während verschiedener Büropraktika, u.a. bei Cityförster und der IBA´27, spannende Erkenntnisse sammeln. Max Hofmeister hat 2024 ein Auslandssemester an der ENSA in Montpellier absolviert und arbeitet zurzeit als Tutor am Lehrstuhl für Architekturtheorie in Hannover.


  1. Batista, Anamarja, Siedle, Julia, Tastel, Sabine, Ein systemischer Blick auf urbane Obsoleszenz, in: Laimer, Christoph (Hrsg.), Mobilität und Stadtplanung, dérive 83, Wien: dérive Verlag 2021, S. 40.