Philipp Röcker – Sentimental building

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Ausstellungsansicht

© Ivo Gretener

Philipp RöckerSentimental building

Ort

Institut français Berlin

Kuratorin

Anne-Laure Lestage

Termin

08.06 – 09.10.2022

Eröffnung am 07.06.22

Philipp Röcker

Der deutsch-französische Bildhauer Philipp Röcker ist Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf und lebt und arbeitet in Bordeaux und Düsseldorf.

Während der Bildhauer ursprünglich den Stein behaut, lässt ihn Philipp Röcker vielmehr entstehen. Indem er den Begriff der Abwesenheit und die Materialität der Geste hinterfragt, offenbaren seine monochromen, im Atelier bearbeiteten Werke die sensiblen Eigenschaften von im Bauwesen verwendeten Rohmaterialien, wie Gips, Beton, Ton, Bronze oder Holz. Unter sparsamer Verwendung von Materialien erinnern seine ebenso imposanten wie unscheinbaren Mineralskulpturen sowohl an elementare Formen als auch an Gesteinsvorkommen. In seiner Arbeit setzt sich Philipp Röcker mit dem Einwirken des Menschen auf die Materie auseinander und erforscht damit indirekt Unebenheiten, Durchbrüche und Spalten. Seine von Instinkten geleiteten, von jeglicher technischen Perfektion befreiten Arbeiten bieten dem Betrachter eine Form von Hingabe, die sowohl an Höhlenformen als auch an zeitgenössische Geologien erinnert.

Für die Ausstellung Sentimental buildings präsentiert der Künstler zum ersten Mal eine Reihe von Bronzearbeiten in verschiedenen Größen und Formen, die den sorgfältigen und achtsamen Umgang mit Materialien widerspiegeln. Dies gelingt ihm in verschiedenen Etappen, bei denen es darum geht, Vergängliches in Unvergängliches zu verwandeln. So zeichnet er zum Beispiel mit dem Finger Formen in den Sand, die erst in Wachs und anschließend in Bronze gegossen werden. Jedes Ausstellungsstück bedarf der besonderen Aufmerksamkeit des Betrachters – egal ob auf dem Boden liegend oder an die Wand gelehnt –, um die sanften Unregelmäßigkeiten ebenso wie die Zerbrechlichkeit eines robusten Materials zu erkennen. Die erhöhten Vitrinen richten unseren Blick auf eine Vielzahl von Werken, die in Abhängigkeit von ihrer Kombination ein Repertoire verschiedener Formen bilden – einen Buchstaben, ein Volumen, einen Abguss. Der Künstler verbindet seine gefühlsbetonten Arbeiten mit paläolithischen Werken, von denen die meisten noch heute rätselhaft sind. Er bietet dadurch die Gelegenheit, selbst zum Bildhauer zu werden, und stellt die erhabene Bronze der einfachen Geste gegenüber.

Drei Fragen an Philipp Röcker:
Im Gespräch mit Anne-Laure-Laure Lestage

Die Philosophin Donna Haraway thematisiert in Vivre avec le trouble (Leben mit der Störung) (2016) die Schwierigkeit von Prognosen für eine Zukunft, die sich in Auflösung befindet. Wie ist deine Meinung als Künstler dazu angesichts dieser brüchigen Welt?

Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges haben wir in Europa die Zukunft stets als sicher, im Sinne unserer Freiheit und der mit ihr verbundenen Werten, begriffen. Aber schon immer ist, war und wird diese Sicherheit eine vermeintliche Sicherheit bleiben. Ich denke, dass man in Bewegung bleiben sollte und damit meine ich, dass man im Leben den Blick geöffnet lässt um etwaige Momente von Ungeraden, Brüchen und Fehlstellen in unserer Umwelt wahrzunehmen. Diese Momente sind es auch, welche von der Kunst in die Gesellschaft gebracht werden können und Fragen an uns selbst und unsere Umwelt stellt.

In den letzten Jahren hast du ein Atelier in Les Landes eingerichtet, in dem du einen Großteil deiner Zeit verbringst, wenn du nicht in Deutschland bist. Beeinflusst diese neue Umgebung deine Arbeit?

Meine Frau und Ich hatten in Les Landes das große Glück uns eigene Ateliers zu bauen. Es macht einen großen Unterschied ob man sein Atelier selbst baut, oder ob man ein fertiges Atelier bekommt. Ein Atelier zu bauen begreife ich als Teil meiner Arbeit. Das Atelier wird zur Skulptur und zu einer Art zweiten Haut, welche sich über die Jahre hinweg an meinen eigenen Körper anpasst. Es macht auch einen Unterschied, ob man auf dem Land arbeitet oder in der Stadt. Ich mache Beides und genieße den Wechsel. Im Rheinland zu Arbeiten bedeutet an einem kulturell stark frequentierten Ort zu arbeiten. Das hat Vor- und Nachteile. Und dasselbe gilt für das Land, aber hier habe ich eher das Gefühl, dass ich im Gegenteil zur Stadt vieles selbst aufbauen muss, genauso wie man sein eigenes Gemüse pflanzt oder eine neue Sprache lernt. Die heranwachsende Frucht ist dann etwas krummer als aus dem Supermarkt, aber dafür kräftiger, mit mehr Geschmack und hält länger..

Sentimental oder Buildings?

Die beiden Wörter stehen in einer untrennbaren Abhängigkeit. Das eine bedingt das andere. Es gibt nichts Gemachtes ohne Gefühl.