Prägungen und Entfaltungen

Nadira Husain, Giant, Big Eye, 2024. Acrylfarbe auf Leinwand, vernähte Textilien und handbemalte, glasierte Keramik, 280 x 210 x 10 cm, Courtesy Nadira Husain / PSM Gallery Berlin

© Eric Tschernow

Prägungen und Entfaltungen

Nadira Husain, Rolf Nesch, Ahmed Umar

Termin

08.11 – 12.04.2026

Ort

Kunstmuseum Stuttgart

Über die Ausstellung
Im Mittelpunkt der Gruppenausstellung Prägungen und Entfaltungen. Rolf Nesch, Nadira Husain und Ahmed Umar stehen die bisher noch nie gezeigten Druckgrafiken und Reliefarbeiten von Rolf Nesch aus der Sammlung des Kunstmuseums. Diese treten in einen kulturellen Dialog mit Arbeiten von Nadira Husain und Ahmed Umar. Alle drei Künstler:innen teilen Migrationserfahrungen und verhandeln diese in der Bildsprache sowie die Motive ihrer Arbeiten.

Als Gegner des Nationalsozialismus floh der in Oberesslingen geborene Rolf Nesch 1933 nach Norwegen. Geprägt von Natur, Kultur und den Menschen des Landes veränderte sich seine Formensprache grundlegend. Auch das Werk der indisch-französischen Künstlerin Nadira Husain zeugt von ihren Bewegungen über Kulturen und Ländergrenzen hinweg. Ahmed Umar floh vor politischer Verfolgung aus dem Sudan nach Norwegen, um hier ein selbstbestimmtes Leben als queere Person auf der Basis seiner spirituell-kulturellen Wurzeln zu führen. Die Ausstellung untersucht das Verhältnis von Kunst, Migration und kultureller Identität in Zeiten geografischer, sozialer und wirtschaftlicher Umbrüche.

Über die Künstlerin Nadira Husain
Nadira Husain, geboren 1980, ist eine französisch-indische Künstlerin. Nach ihrem Studium an der École des Beaux-Arts in Paris zog sie Anfang der 2000er Jahre nach Berlin. Ausgehend von der figurativen Malerei entwickelt Husain ein vielschichtiges Œuvre, das Collage, textile Verfahren, Keramik und Installation miteinander verknüpft. In ihrer Arbeit benutzt sie die Begriffe von Identität, Herkunft und kultureller Zugehörigkeit nicht als feste Kategorien, sondern als fluide Felder begreifen. In ihren Arbeiten mischen sich handwerkliche Techniken mit popkulturellen Versatzstücken; Tradition und Gegenwart, Ornament und Comic. Diese Überlagerung erzeugt nicht nur visuelle Spannung, sondern verweist auf die Durchlässigkeit kultureller Grenzen – auf das Ineinander von Erbe und Aneignung, von Erinnerung und Fiktion.

Husains Ikonografie speist sich aus einer Vielzahl von Quellen: der indo-persischen Mogulmalerei ebenso wie der Sufi-Mystik oder der Ästhetik zeitgenössischer Comics. Figuren, Muster und Symbole zirkulieren in ihren Bildern als wiederkehrende Zeichen einer persönlichen Mythologie, die sich zugleich in unterschiedliche kulturelle Räume verankert. Die Künstlerin schafft so hybride Bildwelten, in denen sich das Private mit dem Historisch, das Ornamentale mit dem Feministischen, das Spirituelle mit dem Profanen verschränkt. In Husains Werk wird das Malen selbst zu einer Strategie des Übersetzens – einer Suche nach Formen, in denen kulturelle Vielstimmigkeit sichtbar und erfahrbar wird.

Um mehr über Nadira Husain zu erfahren, schauen Sie sich ihr Interview an, das der Kurator Tristan Deschamps für das Bav im Rahmen der Reihe „Point de vue” geführt hat.