Fanny Taillandier – J'ai demandé ma route au mur (il m'a dit d'aller tout droit)

Ausstellungsansicht

© Matthias Krause Hamrin

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Ausstellungsansicht

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Fanny TaillandierJ'ai demandé ma route au mur (il m'a dit d'aller tout droit)

Ort

Institut français Berlin

Kuratorin

Fanny Testas

Termin

13.10 – 10.02.2024

Eröffnung am 12.10.23

Die automatisierte Information, auch Mensch-Maschine-Interface genannt, hat Einzug in unseren Alltag gehalten, um uns von Infomeldungen und gleichzeitig auch Werbebotschaften zu befreien; in diesem Sinne verkörpert sie sowohl die (Verwaltungs-, Verkehrs- oder Kontroll-)Behörden als auch die Stimme unserer Wünsche (eingängige Slogans, Sonderangebote usw.). Wir anderen, menschliche Wesen, die den Planeten durchstreifen, neigen dazu, ihr zu vertrauen: Die automatisierte Information ist, ebenso wie ihre neue kleine Schwester, die Künstliche Intelligenz, leistungsfähiger als wir, funktioniert Tag und Nacht, braucht weder Nahrung noch Erholung und spricht eine Sprache, die nicht spaltet … oder etwa doch?

Die Installationen von Fanny Taillandier bemächtigen sich der Programmierung dieser Maschinen und machen sich einen Spaß daraus, etwas Spielerisches in diese Welt einzubringen, von der wir, weil wir es so gewohnt sind, annehmen, dass sie reibungslos funktioniert. Die Meldungen, die wir lesen, wirken offiziell, bergen jedoch Überraschungen, und die Latenzen des Bildlaufs jeder Maschine bringen einen Dialog aus dem Takt, dessen gesamte Abfolge von einer unsichtbaren und allmächtigen Ordnung vorherbestimmt zu sein schien.

Das Spiel mit den Maschinen ist auch ein Spiel mit und innerhalb der Sprache: Auch wenn sie zur selben Sprache gehören, bedeuten die Wörter, je nachdem wo und von wem sie ausgesprochen werden, nicht immer dasselbe. Freiheit, Sicherheit, Reise oder Zugehörigkeit: Allesamt Begriffe, deren Bedeutung auf der Hand zu liegen scheint, jedoch in Protokolltexten zur Genehmigung von Grenzübertritten nicht dieselbe ist wie aus dem Mund einer emigrierten Person. Die Unterschiede in der Bedeutung können so weit gehen, dass die Wörter einander mitunter vollkommen widersprechen – oder gar den Tod bedeuten können.

Besteht etwa die Gefahr, dass uns die Wörter, die im juristischen Fachjargon so geordnet daherkommen, entgleiten und sich gegen uns richten, wie die Maschinen in der Science-Fiction? Oder können wir noch auf die Menschheit setzen? Die Installation J’AI DEMANDÉ MA ROUTE AU MUR (il m’a dit d’aller tout droit) stößt einen Reflexionsprozess an, ergänzt durch die Fotos von Samuel Gratacap, die der Grenze als durchstreiftem, erlebtem und nicht erst durch den Diskurs errichtetem Raum ein Gesicht geben.

Fanny Taillandier hat bereits mehrere Romane, Spiel- und Dokumentarfilme rausgebracht, die sich mit unserem Verhältnis zum Raum auseinandersetzen, sowohl aus einer architektonischen Perspektive als auch in Bezug auf die Erinnerungen und die Geschichte, die wir mit dem Raum assoziieren. Fanny Taillandier hat bereits mehrere nationale Auszeichnungen erhalten, und ihre Bücher lieferten den Stoff für musikalische Performances mit dem Ensemble „Programme Hors Champ“. Sie war Stipendiatin an der Académie de France à Rome - Villa Médicis sowie an der Fondation Camargo. Ihr plastischer Ansatz beinhaltet Textinstallationen auf Werbeträgern in situ, die in Rom (Villa Medici), in der Camargue (historische Denkmäler) und in Paris (Centre National Édition Art Image) ausgestellt wurden. Im Dialog mit der Umwelt zielen diese poetischen und spielerischen Texte darauf ab, die Vorstellungswelt um diese Orte und unsere Art, sie zu bewohnen, zu hinterfragen.

Der Fotograf Samuel Gratacap ist mit seinen Arbeiten in der bildenden Kunst und im Fotojournalismus zu verorten. Er interessiert sich für Migrationsphänomene und Transit-Orte, die durch die Konflikte unserer Zeit entstehen. Seine Projekte sind das Ergebnis langer Explorationsprozesse, um die Komplexität von Situationen verstehen und das abbilden zu können, worum es jenseits von Zahlen, Strömen, Karten, geopolitischen Daten und Medienberichten im Kern geht: um persönliche Lebenswege und individuelle Erfahrungen. Samuel Gratacaps Arbeiten wurden im Bal (Paris), bei den Rencontres de la photographie d‘Arles und in verschiedenen europäischen und afrikanischen Einrichtungen ausgestellt. Der Fotograf erhielt Fördermittel vom Centre national des arts plastiques (Cnap) und war Stipendiat an der Académie de France à Rome - Villa Médicis.